Foto: Bayreuther Festspiele
„Wie ich's begänne, wüsst' ich kaum“ – 150 Jahre Inszenierungsgeschichte der Meistersinger
150 Jahre Meistersinger – das sind 150 Jahre Inszenierungsgeschichte eines Werkes, das höchste Ansprüche an den Regisseur stellt. 200 Menschen auf und hinter der Bühne sind zu organisieren über fast sechs Stunden Aufführungsdauer. Dafür braucht es eine viel längere Probenzeit als üblich, was wiederum starke Auswirkungen auf die Gestaltung eines Spielplans hat. Aber vor allem müssen die wichtigen Fragen des Stückes beantwortet werden: Wo genau spielt das Stück, wie wichtig also ist „Nürnberg“, wer ist Beckmesser, wie umgehen mit dem Deutschnationalen und der Schlussansprache des Hans Sachs? Nahezu alle Regisseure der Vergangenheit und der heutigen Szene haben sich dem Stück gestellt und dabei ganz erstaunliche Ergebnisse hervorgebracht. Das jüngste ist jene Inszenierung des Bayreuther Festspielsommers 2017 von Barrie Kosky. Zur Sprache kommen aber auch die Meistersinger, die in Anwesenheit Hitlers in Bayreuth stattfanden; Wieland Wagners radikale Neudeutung mit und ohne Flieder, Peter Konwitschnys Hamburger Inszenierung mit inszenierter Unterbrechung und Stefan Herheims Salzburger Arbeit, die sich sozusagen auf Hans Sachs’ Schreibtisch abspielte. Von all diesen Deutungen gibt es Filmmaterial, das beim Vortrag zum Einsatz kommt.
Sabine Sonntag | Copyright 2020