„In fernem Land, unnahbar euren Schritten“
Der Exotismus in der Musik
Im 19. Jahrhundert nach Fernost reisen, das konnten nur wenige. Die Europäer hatten eher vage Vorstellungen von Japan oder Indien. Aber der Drang, das eigene Gesichtsfeld auszuweiten, war groß. Ein paar Abenteurer brachen um 1850 auf, um ferne Länder zu erkunden. Was sie dort erlebten, schrieben sie auf, und über solch reich ausgeschmückte Erlebnisromane voller exotischem Flair kam das Ferne nach Paris, London und Berlin.
Und es kam auf die Schreibtische der Komponisten, die selbst nie im indischen Dschungel waren oder von einem chinesischen Buddha gestanden haben. Mit einer Mischung aus authentischer indischer oder chinesischer Musik, die man sich per Notenmaterial beschaffen konnte, und ganz viel Imagination machten sich Komponisten wie Verdi, Meyerbeer und Puccini daran, den fernen Osten zu „erfinden“. Werke wie die Afrikanerin, Lakmé oder Madame Butterfly machen die andere Welt hörbar. Mit welchen Mitteln den Komponisten dies gelang, darum geht es im nächsten Wochenendseminar von Sabine Sonntag.
Wenn Aida am Nil ihren Geliebten erwartet oder Madame Butterfly erscheint, dann klingt es uns „fremd vorm Ohr“. Warum, das wird zu untersuchen sein. Der Exotismus ist eine interessante Gattung der Kulturgeschichte und damit auch der Musikwissenschaft. Neuerdings werden Opern wie die Afrikanerin oder die Perlenfischer wieder vermehrt gespielt, und daher gibt es jetzt endlich reichlich Anschauungsmaterial.
Foto: Diana Damrau in den Perlenfischern an der Met.
Sabine Sonntag | Copyright 2020