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Der künstliche Künstler: Mario Lanza
Er hat nie auf einer professionellen Opernbühne gestanden und wurde doch zum Gesangsmythos für Generationen. Der Italoamerikaner Mario Lanza, der eine Hand voll Schallplatten aufgenommen und in sieben Filmen stets die gleiche Geschichte vom unbekannten Sänger und seinem Weg nach ganz oben gespielt hat, war der Top-Tenor von Millionen. Wie kann das sein? Wie sind die Filme von Mario Lanza gemacht und vor allem, wie ist der Gesang dort in Szene gesetzt, so dass in The Great Caruso das Vorbild vollkommen verblasste, ja sogar Lanza als der bessere, der wahrhafte Caruso gehandelt wurde? Sabine Sonntag untersucht filmische und musikalische Methoden der Lanza-Filme, die immerhin „echte“ Opernsänger wie Plácido Domingo, José Carreras und Luciano Pavarotti dazu veranlasst haben, selbst die Sängerlaufbahn einzuschlagen. Mario Lanzas Gesangsfilme entstanden zwischen 1948 und 1959, zu einer Zeit also, in der auf den Bühnen wenig Wert auf optische Glaubwürdigkeit gelegt wurde, ein Defizit, das als solches aber allmählich zutage trat. Der Leinwand-Tenor wurde zur Traumfigur, der die Opernhäuser (noch) nichts entgegen zu setzen hatten. Auch die Karriereverläufe der fiktiven Sängerpersönlichkeiten in Lanzas Filmen und nicht zuletzt sein Tenor-Repertoire, das dort in verträglichen Dosen verabreicht wird, sind einen Blick wert und damit Gegenstand der Untersuchung.
Sabine Sonntag | Copyright 2020