Vorträge zu Regietheater
Im Land der Meisterregisseure. Italienische Regiestars und ihre Liebe zur Oper.
Drei der weltweit gefragtesten Regisseure im Musiktheater sind Italiener: Damiano Michieletto, Romeo Castellucci und Stefano Poda. Sabine Sonntag, selbst Regisseurin, Schülerin des berühmten Regisseurs Götz Friedrich, wird einen Blick auf die italienische Regie-Szene einst und jetzt werfen. Sabine Sonntag stellt den drei Großen der Vergangenheit Luchino Visconti, Giorgio Strehler und Franco Zeffirelli drei Persönlichkeiten des heutigen Musiktheaters gegenüber: Castellucci, Poda und Michieletto. Wie gehen diese Regisseure mit Musik um, welche Bildideen gewinnen sie ihr ab und wie positionieren sich diese Künstler in der internationalen Theaterwelt? Unterstützt durch viele Videobeispiele wird untersucht, was die drei italienischen Star-Regisseure „anders“ machen, welchen „Stil“ sie verfolgen und wie Publikum und Presse auf die Inszenierungen reagieren. In diesem Zusammenhang unternimmt Sabine Sonntag auch einen Blick zurück zu den Anfängen der italienischen Opernregie. Auch wenn Zeffirelli, Visconti und Strehler alle drei Verdis „La Traviata“ inszeniert haben, so unterscheiden sich diese Regisseure doch fundamental in ihrer sonstigen Arbeit. Die große üppige Ausstattungsoper Zeffirellis steht neben der eher sparsamen Regieführung des Schauspielmannes Strehler und bei Visconti erhält Musik in ihrer metaphorischen Funktion im Ludwig- oder Tod-in-Venedig-Film wiederum eine ganz andere Bedeutung.
Arbeitsplatz Opernhaus: Wer macht was?
Wer tut was an einem Theater? Wer ist verantwortlich? Wer bestimmt, was gespielt wird? Und was ist alles nötig, damit jeden Abend der Vorhang aufgeht? Im Fokus steht die Frage: „Wie haben die das gemacht?“. Es werden einige spektakuläre Bühnenszenen analysiert und erläutert, wie solche Ideen entstehen und mit welchen Ticks da gearbeitet wurde. Musik gibt es natürlich ebenfalls, denn keine Theaterkunst ist so anspruchsvoll und komplex wie die Oper.
Geschichte der Regie: Lohengrin im Klassenzimmer oder Modernes Regietheater: muss das sein?
Aida im Büro? Madame Butterfly im Bordell? Lohengrin im Rattenkäfig? Kann man Opern nicht einfach so auf die Bühne bringen, wie der Komponist es wollte? Muss moderne Opernregie wirklich sein? Regie zu verteufeln, ist leicht, weil es vor allem auch um Geschmacksfragen geht. Und plattes Übertragen der Opernhandlung in die Jetztzeit ist so eindimensional wie herumstehende Sänger. Carmen wird bestimmt nicht dadurch aktuell, dass sie nackt herumläuft, aber genau so wenig hilft es, mit den immer gleichen Klischees dem sog. „Komponistenwillen“ zu huldigen. Analyse des (Noten-) Textes tut Not, die Frage: „Was hat das alles mit uns heute zu tun?“ muss gestellt und mit allen angemessenen Mitteln des modernen Theaters beantwortet werden. Dr. Sabine Sonntag aus Hannover, selbst Opernregisseurin und Schülerin des berühmten Regisseurs Götz Friedrich, spricht über die noch relativ kurze Geschichte der Regie und zeigt an Hand von vielen Videobeispielen, wie sich das Musiktheater bis heute verändert hat. Eine leidenschaftliche Diskussion ist vorauszusehen.
Dem Paradies ganz nah: Patrice Chéreau. Hommage an den großen (Wagner-) Regisseur
2013 ist er mit 68 Jahren gestorben, der französische Film- und Theaterregisseur Patrice Chéreau, der 1976 die Wagner-Welt (und nicht nur die) mit seinem Bayreuther Ring vollkommen auf den Kopf gestellt hat. Wer war dieser Mann, wie kam er überhaupt nach Bayreuth, was hat er anders gemacht als andere? Sabine Sonntag, Schülerin von Götz Friedrich, hat über Jahre die Entwicklung von Chéreaus Ring miterlebt und auch (fast) alle anderen Operninszenierungen des „Regie-Magiers“ gesehen. In ihrem Vortrag zeigt und analysiert Sabine Sonntag Ausschnitte aus dem Ring, aus Tristan und Isolde, Così fan tutte, Wozzeck und natürlich Elektra, der letzten Inszenierung Chéreaus vom Sommer 2013, wo noch einmal Sänger des legendären Ring in kleinen Rollen auftraten.